Ein Geländewagen fährt über Waldwege, durch Bäche, der Regen prasselt, die Sonne scheint. Der Werbesprecher beschreibt alle Vorteile des Wagens, der alle Situationen meistert, während die Kamera beeindruckende Bilder des Fahrzeugs in einer malerischen Landschaft zeigt. Was noch fehlt, um einen erfolgreichen Werbespot zu produzieren, ist die passende Musik. Doch wie kommt eigentlich die richtige Musik in den Werbespot? Genau wie auch im Falle von Filmen, TV-Produktionen, Computerspielen und sonstigen bewegten Bildern spielen hierbei Synchronisationsrechte, auch Synch-Lizenzen genannt, die entscheidende Rolle.
Die genannten Synch-Lizenzen regeln die Nutzungsrechte für musikalische Werke, welche Lizenzgeber, also Komponisten oder Texter, an Lizenznehmer wie Firmen, Agenturen oder Filmproduktionen vergeben. Hierbei wird unter anderem festgeschrieben, für welche Produkte (Werbung), Produktionen (Film und Fernsehen) und Märkte (weltweit, länderspezifisch) ein Musikstück genutzt werden darf.
Ziel des im August gestarteten Forschungsprojektes „SynchMatch“ ist es, eine Plattform zur Vermarktung von Synch-Lizenzen zu entwickeln, welche sich insbesondere an die Vielzahl kleiner, unabhängiger Akteure im Musikgeschäft richtet. Durch die Schaffung eines zentralen Anlaufpunkts wird einerseits das Problem der Fragmentierung der Kataloge adressiert. Andererseits sind in den kommenden zwei Jahren bis zum Ende der Projektlaufzeit im Juli 2018 insbesondere die Herausforderungen der Musiksuche und ‑annotation sowie der Lizenzvergabe zu lösen. Die Leitung des Projektes liegt dabei beim Musikverlag Kick The Flame. Weitere Projektpartner sind das Institut für Angewandte Informatik (InfAI) an der Universität Leipzig e.V. sowie die Internetagentur i‑fabrik GmbH.
Damit potentielle Lizenznehmer schnell und zielgerichtet die gewünschte Musik identifizieren können, ist das zur Lizenzierung angebotene Material in geeigneter Form zu beschreiben. „Existierende Ansätze, wie Kategorisierung, Annotation technischer Parameter oder Tagging haben sich dabei als aufwändig und unzureichend hinsichtlich Effizienz und Effektivität der Suche erwiesen“, sagt Dr. Stephan Klingner, Projektleiter am InfAI e.V. „Das Projekt verfolgt deshalb den Ansatz des Music Impression Profiles, einer emotionalen Beschreibung des Musikstückes, um die Problematik des unterschiedlichen Vokabulars bei der Musikbeschreibung von Lizenzgeber und Lizenznehmer zu umgehen.“, so Dr. Klingner weiter. Ist ein passendes Musikstück ausgewählt, gilt es, möglichst schnell einen rechtssicheren Lizenzvertrag abzuschließen, welcher den spezifischen Anforderungen von Lizenzgebern und Lizenznehmern gerecht wird. Im Projekt SynchMatch soll dieses Ziel beispielsweise durch Pre-Clearing oder über Checklisten erreicht werden. Unter Pre-Clearing ist dabei das einer Lizenzvergabe vorgelagerte Definieren von Anwendungs- und Geltungsbereichen für beantragte Werknutzungen, entsprechend dem Projektumfang des Lizenznehmers, zu verstehen. Diese Vorbereitung ermöglicht es, den eigentlichen Lizenzvergabeprozess in vielen Fällen deutlich zu verkürzen. Darüber hinaus gehören die Erhöhung der Rechtssicherheit sowie der Prozesstransparenz gegenüber aktuell angewendeten Verfahren bei der Vergabe von Synchronisationsrechten zu den ambitionierten Zielen des Projektes.
Das Projekt SynchMatch ist dabei ein Vorhaben in einer Reihe von Forschungsprojekten des InfAI e.V. im Bereich der Musikindustrie.
Ansprechpartner Projekt:
Dr. Stephan Klingner
Telefon +49 341 – 97 322 78
Mail: klingner@infai.org
Ansprechpartner Pressemitteilung:
Julia Friedrich
Mail: friedrich@infai.org